Xook k'iin
Die Wanderausstellung ist in Yucatán, Mexiko, vom 16. März bis 31. Dezember 2024 zu sehen.
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Xook k'iin. Caminar el tiempo
Túulis uuj, túulis ja’ab
túulis k’iin, túulis áak’ab,
túulis iik’
ku xíimbal xan.
Jeder Mond, jedes Jahr
den ganzen Tag, die ganze Nacht,
jeder Wind
geht und vergeht.
Chilam Balam de Chumayel
Die Ausstellung Xook k‘iin. Caminar el tiempo ist die Weiterführung der Eröffnungsausstellung Xook K‘iin. Zeitlichkeiten wahrnehmen, die von April 2023 bis Feruar 2024 in Berlin zu sehen war. Die neue Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit vier Gemeindekulturzentren auf der Halbinsel Yucatán kuratiert, namentlich U Yits Ka‘an, Escuela de agricultura ecológica in Maní, der Fototeca Tuzik in Felipe Carrillo Puerto, Quintana Roo, dem Centro Cultural Comunitario Cecilia in Tinún, Campeche, und Iin ki kalante in Tecoh, Yucatán. Die Ausstellung widmet sich den Wissensformen und Anwendungsgebieten des Xook k‘iin sowie damit verbundenen sozialen, politischen und ökologischen Themen. Die Ausstellung ist in jedem Kulturzentrum etwa zwei Monate lang zu sehen, und wird von einem öffentlichen Programm begleitet, das von den jeweiligen Kulturzentren organisiert wird.
Eingeladene Künstler*innen sind unter anderem, Gerda Gruber, Rafiki Sánchez, Mauricio Collí, Omar Said, Mauro Pech, Vanessa Rivero, Patricia Uh, Santos und Estela Chuc, Ajanbel & Kill Beat, Mayur und Tushar Vayeda, Robin Canul (Narrativas desde la Mayanidad) Grecia Guitierrez (Comaya), María Elisa Chavarrea, Colectivo Xkusamo'ob, Patricia Morales, Roger y Rosa Juárez.
Übersetzungen ins Maya: Yazmín Tuz Chab
In enger Zusammenarbeit mit: Julian Dzul Nah, Abrahán Colli Tun
Kuratorischer Text
Die Ausstellung Xook k'iin. Caminar el tiempo (Xook k'iin. Mit den (Ge-)Zeiten gehen) erforscht Praktiken, Wissensformen und Beziehungsgeflechte, die mit dieser Art, die Umwelt um sich herum zu spüren, sich mit ihr zu verbinden, sie zu lesen und zu interpretieren einhergehen. Sie ermöglicht eine Annäherung an dieses Wissen um das Klima und seine Veränderungen und die Bedeutung der Wetter-Vorhersagen für die Planung des Lebens, der Arbeit in der Milpa und die Rhythmen der Tage im Einklang mit der Natur. Sie eröffnet verschiedene soziale, politische und ökologische Perspektiven Xook k’iin’s - von der Arbeit in der Milpa als wesentlicher Bestandteil der Ernährungssouveränität, zu den festlichen, rituellen und spirituellen Manifestationen bis hin zu Xook k’iin’s Bedeutung im Kampf gegen Klimawandel, Industrialisierung, Ökozid und Entwaldung.
Die Ausstellung ist eine Einladung zum Gespräch darüber, was Xook k'iin zur Zeit bedeutet. Welche Relevanz hat es heute noch, Xook k'iin zu praktizieren? Was hören, fühlen und beobachten wir? Wie verhalten wir uns - mit Xook k'iin - zu unserer Umwelt, dem Berg, dem Land? Wie durchdringen uns die Zyklen der Natur in unserem täglichen Leben? Wie sind die Beobachtung der sogenannten Bioindikatoren oder Ankündigungen in der Natur, mit den Rhythmen der Zeit, mit dem Wissen der Frauen, mit dem cuerpo-territorio verwoben? Wie können wir und neue Generationen uns (wieder) mit diesem Wissen und der damit verbundenen Erde, dem Land, den Kulturen, Erinnerungen, Sprachen und Lebensformen verbinden? Wie können wir den (andauernden) Fragmentierungen und Ausbeutungen entgegentreten, aber auch mit Hoffnung durch die (Ge-)Zeit gehen?
Jeder Ort, an dem die Ausstellung gezeigt wird, hat einen lokalen Kontext, Geschichten und thematische Schwerpunkte, und rückt bestimmte Dringlichkeiten und Fragestellungen in ihren Programmen in den Vordergrund. Sei es die Verbindung mit der lokalen Geologie, der Karstlandschaft und den Gewässern, die Beobachtungen des Mondes und die Kräutermedizin der Hebammen oder der Austausch von Samen und die Arbeit in der Milpa, um nur einige zu nennen. Auch die künstlerischen Arbeiten gehen auf diese spezifisch lokalen Erfahrungen, auf die Lebens- und Wissensformen, und die Wechselbeziehungen die sich daraus ergeben, ein. Sie entstanden - und entstehen weiterhin - in engem Dialog mit den Kulturorten, den Gemeinschaften und dem Land, auf dem sie verortet sind.
Die Ausstellungsreise:
März - Mai 2024 - Escuela de Agricultura Ecológica de U Yits Ka'an, en Maní.
Mai - Juli 2024 - Fototeca Tuzik', en Felipe Carillo Puerto.
August - September 2024 - Centro Cultural Comunitario Cecilia, en Tinún.
Oktober - Januar 2025 - Iin ki kalante, en Tecoh.
Die Ausstellung in U Yits Ka'an in Maní, Yucatán
16.03. - 05.05.2024
In U Yits Ka'an erhoffen wir uns von diesem Austausch von Wissen und Emotionen, dass er unsere Erinnerung an das stärtk, was uns unserer Großmütter und Großväter vererbt haben - das Wissen um die Beobachtung und dem Zuhören all der Stimmen die aus der Natur zu uns sprechen. Sie ermutigen uns, und begleiten uns weiter auf unserem Weg, als wahre Gefährten. Der xook k'iin macht uns die Veränderungen die wir heutzutage erleben deutlich bewusst, und stärkt uns zugleich um mit Geduld und Sorgfalt in die Zukunft zu blicken und diese gemeinsam zu gestalten. Für uns in U Yits Ka'an ist der spirituelle Reichtum unserer Ältesten daher von zentraler Bedeutung, und wir versuchen ihn zu erhalten und zu leben.
In U Yits K'an wurden Führungen durch die Ausstellung in Kombination mit Gesprächen und Workshops für Erwachsene, Schulklassen, Jugendliche und Kinder aus den Gemeinden in und um Maní in Yucatán, angeboten.
Die Ausstellung in der Fototeca Tuzik'
25.05. - 27.07.2024
Wir von der Fototeca Tuzik' hoffen, dass wir uns mit dieser Ausstellung wieder mehr mit der Sensibilität, dem Beobachten und dem Zuhören verbinden können, zu denen uns der xook k'iin einlädt. Mit ihm durch die Zeit zu gehen, und so zu unserem kollektiven Gedächtnis beizutragen. Jedes Stück in dieser Ausstellung erinnert uns an den Rat und das Wissen unserer Großmütter und Großväter. Sie zeigen uns, wie wir uns der Zukunft nähern können, aber sie erinnern uns auch daran, dass in der Kindheit und der Jugend großes Wissen liegen. In diesem Sinne widmen wir uns in unseren Aktivitäten mit und rund um die Ausstellung diesem Dialog zwischen den Generationen.
In der Fototeca Tuzik' wurde eine Vielzahl von Aktivitäten mit verschiedenen Generationen aus der Gemeinschaft rund um die verschiedenen Werke und Themen der Ausstellung organisiert:
Die Ausstellung im Centro Cultural Comunitario Cecilia, Tinún, Tenabo, Campeche.
03.08. - 29.09.2024
Im Centro Cultural Comunitario Cecilia feiern wir das Leben und dessen Kontemplation als ein Samenkorn, das im Staunen und Wundern der Kinder und Jugendlichen von Tinún, Tenabo, Campeche keimt und gedeiht.
Unser Xa'anil naj ist ein Raum des Zuhörens und ein Nest des Wissens; ein gemeinsames Haus, das die lebendige Erinnerung an unsere Vorfahren bewahrt, die im Feuer, in den Wolken, im Gesang der Vögel, in der roten Erde, dem Dschungel, den Hügeln, den Ähren, dem Zirpen der Grillen und Frösche gegenwärtig ist.
Wir erinnern uns an unsere Vergangenheit und beanspruchen unser Maya-Erbe durch das Wissen und die Beobachtungen unserer Großmütter und Großväter, die die Zeiten und Zyklen des Lebens gelesen haben.
Bildcredits: Sonetos andantes de la vida y cultura
Im Rahmen der Ausstellungseröffnung im Centro Cultural Comunitario Cecilia wurde der Podcast Xook k'iin. Mujeres, palabra y territorios vorgestellt. Es handelt sich um eine neue Sendung, die die Ausstellung ergänzt und von Narrativas desde la Mayanidad und Commaya - Coordinadora de Mujeres Mayas de Quintana Roo produziert wurde.
Der Xook K'iin-Podcast Mujeres, palabra y territorios (Frauen, Worte und Territorien) erforscht das Denken von Frauen und ihre Art, die Natur in einer sich verändernden Welt zu betrachten, mit ihr zu interagieren und von ihr zu erzählen.
Xook k'iin ist das uralte Wissen, die Winde, die Wolken, die Worte und die Erde zu lesen. Xook k'iin ist das Zählen der Tage, das die Maya benutzten, um die Zeit und die Zyklen der Natur zu entschlüsseln und eine gute Ernte auf den Maisfeldern zu erzielen.
In dieser Reihe werden wir den Stimmen von Maya-Frauen lauschen, die uns von ihren Sehnsüchten, Kämpfen und Widerständen aus der Perspektive ihrer Familie, ihres Landes und ihrer Sprache erzählen.
Episode 1 Xkusamo'ob
Xkusamo'ob ist ein Kollektiv von rebellischen Maya-Schriftstellerinnen, die sich einem für Männer geschaffenen und konzipierten System widersetzt haben. Sie haben sich 2015 mit dem Ziel zusammengeschlossen, Literatur in der Maya-Sprache sichtbar zu machen, Räume für ihre Verbreitung zu öffnen, die kulturelle Identität zu stärken und die Maya-Sprache zu bewahren. Durch die Poesie drücken sie ihre Art aus, die Welt zu betrachten, durch Texte, die uns durch das Haus des Huano führen und uns erlauben, intime Orte zu besuchen, in der Ruhe des schwarzen Schmetterlings, Worte und Stimmen, die uns durch Erinnerungen, Träume und Momente führen, die uns reisen lassen und unsere Haut umarmen. Bilder, die die Fantasie anregen und uns überlassen, die uns zum Meer, zum Kornfeld, zu den Wolken, zum Himmel führen, die uns den Geruch der feuchten Erde einatmen und dem Gesang der Vögel lauschen lassen, Elemente der Xook K'iin.
Dichter*innen:
Eliza Chaverrea Chim
Sasil Sanchez Chan
Minelia Bonilla Vazquez
Maria Dolores Dzul Barbosa
Maria Ester Cano Chan
Ihr könnt euch den Podcast hier in der Galerie oder auf Spotify anhören.
Der Podcast wurde produziert von Narrativas desde la Mayanidad und Coordinadora de Mujeres Mayas de Quintana Roo.
Produktion: Grecia Gutiérrez
Voiceover: Rosario Nieto
Redaktion und Klanglandschaft: Robin Canul
Social Media:
https://www.instagram.com/mujeresmayasqroo/
https://www.instagram.com/narrativasdesdelamayanidad/
https://www.instagram.com/colectivoxkusamoob/
Die Ausstellung in iin ki kalante, Tecoh
04.10.2024 - 31.01.2025
Eines der Anliegen von iin ki kalante ist es uns mit unserer Zeit, unseren Rhythmen und Zyklen auseinanderzusetzen. Die Ausstellung erlaubt es uns, die vielfältigen Möglichkeiten Zeit zu verstehen, zu leben und zu empfinden - wie wir es hier auf der Halbinsel tun, gemeinsam zu erkunden. Denn hier ist die Zeit nicht nur ein abstraktes Maß, sondern ein lebendiges Gewebe, das sich in jeder täglichen Handlung, in den Gesten, Ritualen und Traditionen, die den Alltag prägen, widerspiegelt und manifestiert. Diese Formen des Umgangs mit der Zeit zeigen die tiefe Verbindung zwischen traditionellen Praktiken, die in der Kultur verwurzelt sind, und zeitgenössischen Ausdrucksformen, die als Antwort auf die Herausforderungen der Gegenwart entstanden sind. In dieser Verschmelzung von Erfahrung und Wissen zeigen sie nicht nur die Beständigkeit eines reichen kulturellen Erbes, sondern auch die Fähigkeit zur ständigen Anpassung, die die Gemeinschaften der Halbinsel auszeichnet.
In iin ki kalante, dem letzen Ort der Ausstellung, werden viele Veranstaltungen rund um die Ausstellung, unter anderem Filmabende, Gespräche, Listening Sessions und Führungen organisiert.