Die Verwendung des Begriffs Scholastizid neben verwandten Konzepten wie Educide und Epistemizid ermöglicht es, die Zusammenhänge zwischen Kausalität, Kontinuität und Interdependenz zwischen der Zerstörung eines Bildungssystems und der Auslöschung des palästinensischen Lebens, der palästinensischen Kultur und Erinnerung nachzuvollziehen. Er befasst sich auch mit der Unterdrückung, Marginalisierung und Ausgrenzung palästinensischer Wissenschaftler*innen in Europa. Darüber hinaus kann die Verwendung dieser Konzepte dazu beitragen, Probleme, wie den seit Jahrzehnten bestehenden erschwerten Zugang zu Bildung für Palästinenser*innen sowie die Zerstörung zukünftiger Bildungschancen zu beleuchten.

 

Angesichts dieser verheerenden Situation stellt diese Konferenz die Frage: Welche Verantwortung tragen Wissenschaftler*innen, Forscher*innen und Universitäten weltweit? Inwiefern sind bestimmte akademische Disziplinen und Bildungseinrichtungen explizit oder implizit an diesem anhaltenden Scholastizid beteiligt? Welche Formen nimmt diese Komplizenschaft an? Welche Strategien wenden Studierende, Lehrende und Forschende an, um über die Mittäterschaft hinaus Solidarität mit einem Volk zu entwickeln, dessen Zugang zu Bildung nicht nur gestört, sondern systematisch und gewaltsam zerstört wurde?  

„Tents for displaced Palestinians are set up in the auditorium of the Islamic University, damaged by an Israeli bombardment.
Jehad Al Shrafi

Als Vereinigung palästinensischer und jüdischer Akademiker*innen (PJA), die sich für Gerechtigkeit, Wissenschaftsfreiheit und antikoloniale Wissenschaft einsetzen, veranstalten wir diese Konferenz, um kritisch zu untersuchen, wie die globale akademische Gemeinschaft auf die Zerstörung des palästinensischen Bildungswesens reagiert. Diese Auftaktveranstaltung spiegelt unsere gemeinsame Sorge um die Auslöschung der intellektuellen Zukunft Palästinas und die moralischen und rechtlichen Verpflichtungen wider, denen sich Wissenschaftler*innen und Institutionen weltweit, insbesondere in Deutschland, stellen müssen. Wir laden die Teilnehmenden ein, darüber nachzudenken, welche Handlungsmöglichkeiten angesichts institutioneller Komplizenschaft und epistemischer Gewalt bestehen. 

 

Organisiert vom Verein palästinensischer und jüdischer Akademiker*innen (PJA)

 

Teilnehmende 
  
Dana Abdel Fatah* (Berlin, DE), Najat Abdulhaq (Birzeit, PA), Alice von Bieberstein (Berlin, DE), Luis Cortés (Berlin, DE), Roser Garí Pérez (Berlin, DE), Aurélia Kalisky* (Berlin, DE), Feras Hammami (Göteborg, SE), Elad Lapidot* (Lille/Berlin, FR/DE), Nitzan Lebovic (Bethlehem, USA), Agata Lisiak (Berlin, DE), Rafaëlle Maison (Paris, FR), Mimo (Berlin, DE), Dirk Moses (New York, USA), Ben Ratskoff (Los Angeles, USA), Nahed Samour* (Nijmegen, NL), Sbeih Sbeih (Lyon, FR), Marc Siegel* (Mainz, DE), und Jorge Vega (Berlin, DE).

 

* PJA Mitglieder

 

 

Programm

 

10 Uhr

Introduction: Why an Annual PJA Conference?   

Aurélia Kalisky, Nahed Samour, und Marc Siegel

 

10:30 – 11:30 Uhr

Complicity and Responsibility   

Nitzan Lebovic und Nahed Samour  

Diskutant: Elad Lapidot 

 

Kaffee Pause

 

12 – 13 Uhr

Comparative Perspectives: Repression, Censorship, Genocide Denial 

Rafaelle Maison (online), Alice von Bieberstein, und Sbeih Sbeih (online) 

Diskutantin: Aurélia Kalisky

 

Mittagspause

 

14:30 – 15:30 Uhr

Student Solidarity Actions 

Luis Cortés und Mimo  

Diskutant: Marc Siegel

 

15:30 – 16:30 Uhr

Solidarity with Students 

Agata Lisiak und Roser Garí Pérez 

Diskutant: Ben Ratskoff 

 

Kaffee Pause

 

17 – 18:30 Uhr

Roundtable: Alternative Academic Spaces and Resistant Knowledge Production 

Najat Abdulhaq (online), Feras Hammami, Jorge Vega und Dirk Moses  

Diskutantin: Dana Abdel Fatah