Die Xunáan Kaab, eine stachellose endemische Biene (auf Yukatekisch Maya), hat sich bereits lange vor den Menschen in den vielfältigen Ökosystemen der Yucatán-Halbinsel Mittelamerikas angesiedelt. Heute zählt man nicht weniger als ein Dutzend Arten stachelloser Bienen, doch ihre Lebensräume sind stark gefährdet. Eng verbunden mit der Melipona Beechii leben auch heute noch viele Maya, die die Bienen in ausgehöhlten Baumstämmen, sogenannten Jobones, halten und pflegen. Die enge Bindung zwischen den Maya und diesen einheimischen Wildbienen findet bereits in prä-hispanischen Manuskripten Erwähnung. Darin steht unter anderem geschrieben, dass Honig und Wachs als Heilmittel und als zeremonielle Gaben genutzt wurden. Die letzten zwölf Seiten des sogenannten Codex Madrid wurden sorgfältig sowohl von westlichen als auch von Maya-Epigrafiker*innen untersucht – mit dem Ziel, nicht nur das verlorengegangene alte Imkerei-Wissen, sondern auch die Wertschätzung für diese zarten Wesen, die Hüterinnen und Beschützerinnen ihrer Ökosysteme, aufrechtzuerhalten.

 

Der Titel der Ausstellung U JUUM BÁALAM KAAB Das Summen der Wächterbiene ist inspiriert von einem Gedicht der Dichter*innen Daniela Cano und Sasil Sánchez. Eine Melipona-Buchbox für Kinder, für die auch das Gedicht namensgebend war, ist in Zusammenarbeit mit der Escuela de Agricultura Ecológica U Yits Ka'an entstanden, und ist in der Bibliothek einsehbar.


Es ist das zeitlose Summen der Melipona-Bienen über Geschichtsepochen und Generationen von Meliponiculturistas (Melipona-Imker*innen) hinweg, das Ariel Guzik zu der immersiven Installation Casa de semenjanzas inspiriert hat. Das von Spore in Auftrag gegebene Werk ist das Ergebnis eines Austausches zwischen den Meliponiculturistas, U Yits Ka'an und dem Künstler. Aus Guzik's langjähriger Erfahrung in der Erforschung von Ausdrucksformen der Natur und der  spezies-übergreifenden Kommunikation mittels Musikinstrumenten und Resonanzkörpern, sowie der gelebten Erfahrungen der Meliponiculturistas, entstand so das hier ausgestellte Bienenhaus. Es verkörpert die, von Verständnis, Achtsamkeit und Wechselseitigkeit geprägte Beziehung zwischen den lokalen Gemeinschaften und den Melipona-Bienen. Um über die reine Symbolik hinauszugehen, wird die Casa de Semejanzas nach der Ausstellung  zurück nach Yucatán reisen, wo es unter den anderen Jobones der Melipona-Imker*in Doña Niebe dauerhaft seinen Platz finden wird. Ihr und ihrer Arbeit ist das Projekt gewidmet.


Ein zentraler Bestandteil der Installation ist eine 40-minütige Klanglandschaft die aus Aufnahmen aus dem Inneren von Melipona-Bienenstöcken besteht. Begleitet wird diese von Zeichnungen Ariel Guziks, die uns mit fantastischen Landschaften und Konstruktionen, Ideogrammen und Gedichten, zum Träumen und Stauenen einladen.


16. Dezember 2022

Marvin Systermans
Victoria Tomaschko
Tanzim Wahab
Marvin Systermans
Marvin Systermans
Marvin Systermans
Marvin Systermans
Marvin Systermans
Tanzim Wahab
Marvin Systermans

Casa de Semejanzas

 

Ariel Guzik und Laboratorio de Investigación en Resonancia y Expresión de la Naturaleza, 2022.

Klanglandschaftsdesign: Emilio Gálvez und Fuentes, in Zusammenarbeit mit Daniel Aspuru.

Aufnahmen im Bienenstock: Ariel Guzik and Gabriela Galván.

Video: Gabriela Galván.

Holzarbeit: Luis Alonso

Produktion: Catalina Juarez.

In Zusammenarbeit mit: Leobardo Ramírez, Adriaan Schalkwijk, Carmen Pineda und Beatriz Beltyrán.

Mit besonderem Dank an den Prince Claus Fund.

Team

Produktionsleitung: Simon Krosigk

Ausstellungsdesign: Diogo Passarinho and Gonçalo Reynolds (DPStudio)

Grafikdesign: Stoodio Santiago da Silva

Lichtdesign: Emilio Cordero Checa

Produktionsteam: Santiago Doljanin, Sophie Kindermann, Till Ronacher & Sebastian Schwindt (und.studio), Matthieu Séry, and Marc Schamuthe

Holzhandwerk: Zinken & Zapfen

Übersetzung & Lektorat im Englischen, Deutschen, Spanischen: Michele Faguet, Gegensatz - Translation Collective
Lektorat und Redaktion im Spanischen: Loreto Solis

Kuratiert, in Auftrag gegeben und produziert von: Spore Team