Summer Lights Transitions II
Filmvorführungen und Ausstellungsführungen10.00-20.00
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für Kinder und Erwachsene
auf Deutsch/auf Englisch
Summer Transitions stellt neue Werke vor, die die bereits bestehenden Ausstellungen XOOK K'IIN Zeitlichkeiten wahrnehmen und U JUUM BÀALAM KAAB Das Summen der Wächterbiene ergänzen. Werke des Maya-Künstlers José Chi Dzul und der Warli-Künstler Mayur und Tushar Vayeda zeigen einige der Ergebnisse unserer laufenden Zusammenarbeit und eröffnen neue Perspektiven, Erkenntnisse und Formen des Sorgetragens.
Am Abend laden wir euch ein, in zwei Filmen zwei Flüsse in Bangladesch und ihre enge Verbindung zu den Menschen, die mit ihnen leben kennen zu lernen.
Im Anschluss an die Filmvorführungen findet ein Gespräch mit den Filmemacher*innen Naeem Mohaiemen, Samari Chakma und Shaheen Dill-Riaz statt.
José Chi Dzul realisiert in der Ausstellung U JUUM XUNÁAN KAAB Das Summen der Wächterbiene ein Wandgemälde mit dem Titel Conexión. Es ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit der Dichterin María Elisa Chavarrea, die sich in ihrem Gedicht U Juum Báalam Kaab mit der Melipona-Kultur und ihrer Verbindung mit der Maya-Sprache, auch im Hinblick auf ihr drohendes Aussterben, auseinandersetzt. José Chi Dzul übersetzt in seinem Werk die Sprache von Wörtern und Klängen in Farben und geometrische Formen, und spielt dabei auch mit lautmalerischen Elementen der Maya-Sprache. Diesen Prozess beschreibt er selbst als eine Rückbesinnung auf "die intimsten, unmittelbarsten Elemente der Natur", um die Komplexität des Lebensnetzes, in dem wir leben, zu visualisieren.
Mayur und Tushar Vayeda leiteten einen fünftägigen Workshop in Berlin über die Herstellung von natürlichen Pigmenten und über die erzählerische Tradition, Spiritualität und Praxis der Warli-Malerei. Im Anschluss erarbeiteten die Künstler einen Beitrag zur Ausstellung XOOK K’IIN Zeitlichkeiten wahrnehmen. Das Beobachten und Lesen der Natur ist auch Teil der Warli-Tradition und die verschiedenen Erfahrungen und Wissensformen, die damit einhergehen, werden von den Künstlern in einer dynamischen, sich stets weiterentwickelnden Installation anschaulich gemacht. Dazu gehören zum Beispiel die Regen-Vorhersagen die eng mit dem Gesang der Kua-Vögel (eine Vogelart, die nur vor dem Monsun auftaucht), den Positionen von Vogelnestern auf Bäumen, der Wanderung von Ameisen, oder den Farbveränderung von Fröschen verbunden sind. Das Werk entsteht im Austausch mit dem Warli-Schamanen Shantaram Gurkhanal und Suresh Burge, einem Kleinbauern aus der Gemeinde, die das Wissen über diese Methoden anwenden und bewahren.
Programm:
Ab 14 Uhr: von Kindern geführte Ausstellungstouren
Ab 16 Uhr: Filmvorführungen von Bash Boibhob (Bamboo Stories) von Shaheen Dill-Riaz und Bor-Porong (Autobiographie der Ertrunkenen) von Samari Chakma und Naeem Mohaiemen und anschließendes Gespräch mit den Filmemacher*innen
Bash Boibhob (Bamboo Stories) ist ein 96-minütiger Dokumentarfilm, geschrieben und gedreht von dem deutsch-bangladeschischen Filmemacher Shaheen Dill-Riaz.
Shaheen dokumentiert darin die Reise eines 70 Meter langen Floßes aus Bambusstämmen (das Floß selbst ist die Fracht), das von den Wäldern von Sylhet im Nordosten Bangladeschs 300 km lang den Fluss Kushiyara hinunterfährt. Während wir dem Weg des Floßes folgen, lernen wir mehr über die Geschichte, Verarbeitung und den Transport des Bambus, der über den Fluss und die künstlich angelegten Kanäle führt. Der Film öffnet leise ein Fenster in das Leben der Menschen, die durch das Leben am Fluss geprägt sind. Durch Interviews und Erfahrungsberichte machen sie die Beziehung zwischen Fluss und Mensch auf ganz persönliche Weise erfahrbar.
Das Werk Bor-Porong (Autobiographie der Ertrunkenen) von Samari Chakma und Naeem Mohaiemen ist eine mündliche Geschichte des Adivasi-Volkes der Chakma aus Bangladesch, die sich in Form eines Online-Dialogs zwischen Samari Chakma in Sydney, Australien, und Naeem Mohaiemen in Dhaka entspinnt. Die Arbeit wirft Fragen darüber auf, wie die modernen Grenzen ehemals kolonialisierter Nationen Strukturen der Unterdrückung geschaffen beziehungsweise verfestigt haben, die zur Unterdrückung, Enteignung, Verfolgung und Vertreibung von Indigenen Menschen und Minderheiten aus den angestammten Gebieten führten. Zentraler Ausgangspunkt für das performative Gespräch ist die Geschichte von Samari Chakmas Mutter. Sie spricht von den Schwierigkeiten der Menschen, die ihr Land verloren haben, nachdem die Regierung in den frühen 1960er Jahren den Karnaphuli-Fluss bei Kaptai aufgestaut und Dörfer und Bauernhöfe überflutet hatte.
Shaheen Dill-Riaz ist ein in Berlin lebender Filmemacher, Regisseur, Produzent und Autor. Dill-Riaz verbrachte den größten Teil seiner Kindheit in einem kleinen Dorf an der Küste des Golfs von Bengalen, bis ihn seine Eltern auf eine Militärakademie schickten. Doch Drill und Disziplin konnten seine Liebe zum Film nicht auslöschen. Mit einem Stipendium des deutschen Goethe-Instituts zog Shaheen Dill-Riaz Anfang der 90er Jahre nach Berlin, um an der Freien Universität Berlin Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft zu studieren. Später immatrikulierte er sich an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg, wo er mit seinem abendfüllenden Film "Sand und Wasser" (2002) sein Studium der Filmkunst abschloss. Seitdem lebt Dill-Riaz in Berlin und arbeitet als unabhängiger Filmemacher, Regisseur und Autor in Europa und Asien. Dill-Riaz ist außerdem Fellow am Exzellenzzentrum "Kulturelle Grundlagen von Integration" an der Universität Konstanz, wo er 2010 und 2012 als Gastdozent für den Masterstudiengang "Studies in European Culture" tätig war.
Naeem Mohaiemen macht Filme, Installationen und Essays über sozialistische Utopien, instabile Grenzen und schwindende Familienverbände. Zu seinen Essays gehören "Peace in Our Time? (Chittagong Hill Tracts 1715-1997)" (1997), "Connecting the Visible Dots: A Post- Accord history" (2010), "The Ginger Merchant of History: Standing in the shadow of 'Giants'" (2016), "Muhammad Ali's Bangladesh Passport: Unsteady Dreams of a Muslim International" (2016), und "Simulation at Wars' End: A 'Documentary' in the Field of Evidence Quest" (2020). Er ist Herausgeber von "Between Ashes and Hope: Chittagong Hill Tracts in the Blind Spot of Bangladesh Nationalism" (Drishtipat 2010). In Bangladesch wurden seine Projekte auf der Chobi Mela (2019, 2017, 2009), der Bengal Foundation (2020), der Abdur Razzaque Foundation (2017), Longitude Latitude (2016, 2013, 2011), dem Dhaka Art Summit (2014), dem Dhaka Art Centre (2012), Bishaud Bangla (2012), ULAB (2012), der BRAC University (2012, 2004) und der Gallery Chitrak (2008) ausgestellt.
Samari Chakma wurde in Khagrachari, Bangladesch, geboren. Nach ihrem Master in Allgemeiner Geschichte am Eden College erwarb sie einen LLB-Abschluss in Rechtswissenschaften an der World University of Bangladesh und wurde 2013 als Anwältin zugelassen. Sie war die erste Chakma-Anwältin, die 2017 am Obersten Gerichtshof von Bangladesch zugelassen wurde. Samaris juristische Arbeit konzentriert sich auf die rechtliche Unterstützung von Vergewaltigungsopfern und Opfern falscher Anklagen aufgrund der anhaltenden politischen Krise in den Chittagong Hill Tracts. Samari war an der Herausgabe von zwei Publikationen der Hill Women's Federation (HWF) beteiligt - The Diary of Kalpana Chakma und Paharer Ruddho Kontho. Im Jahr 2013 gründete sie zusammen mit Genossinnen den Comrade Rupak Chakma Memorial Trust, der Stipendien für 16 Pahari-Studenten bereitstellt. Sie ist Redakteurin bei Thotkata.com und ihre Texte wurden auch in New Age, Survivable International und Alal O Dulal veröffentlicht. Im Jahr 2018 war sie Bertha Global Exchange Fellow am European Center for Constitutional and Human Rights in Berlin. Das Tagebuch von Kalpana Chakma und Paharer Ruddho Kontho. Im Jahr 2013 gründete sie zusammen mit Genossen den Comrade Rupak Chakma Memorial Trust, der Stipendien für 16 Pahari-Studenten bereitstellt. Sie ist Redakteurin bei Thotkata.com und ihre Texte wurden auch in New Age, Survivable International und Alal O Dulal veröffentlicht. Im Jahr 2018 war sie Bertha Global Exchange Fellow am European Center for Constitutional and Human Rights in Berlin. Samari Chakma befindet sich derzeit zu ihrer Sicherheit im Zwangsexil in Australien.