im Werden
An der Schnittstelle von Klimagerechtigkeit, ökologischer Regeneration und Bildung, setzt die Spore Initiative sich mit Kultur- und Lernprogrammen für biokulturelle Vielfalt ein. Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht das Weben von Dialogen und Verbindungen zwischen Gruppen und Gemeinschaften, deren Leben in einen respektvollen Umgang mit der Natur eingebettet ist - im Globalen Süden sowie im Globalen Norden. Das Spore Haus in Berlin ist eine Plattform für Austausch und gegenseitiges Lernen.
Spores Arbeit hat auf der Halbinsel Yucatán begonnen: Hier haben wir Menschen wie Pedro Uc Be, Initiativen wie die Escuela de Agricultura Ecológica U Yits Ka’an und das Kollektiv Suumil Móokt’an kennengelernt, ihnen aktiv zugehört und erste Partnerschaften geknüpft. Dabei handelt es sich um Menschen und Gemeinschaften, deren Alltagskulturen Methoden und Techniken umfassen, die nicht auf Ausbeutung und Zerstörung der natürlichen Grundlagen des Lebens beruhen. Beispiele hierfür sind der Anbau von Lebensmitteln, das Kochen mit selbstangebauten Nahrungsmitteln, der Erhalt traditioneller Saatgutsorten, das Halten einheimischer Bienensorten, das Bauen mit lokalen Materialien oder, das Erzählen von Geschichten.
In der Zusammenarbeit mit diesen Partner*innen sind bisher ein Brettspiel zu gesunder Ernährung, ein ein illustriertes Buch und ein Animationsfilm zu einheimischen Bienen, eine Hörspielserie zu den "Baum-Ältesten" und Informationsbroschüren zur Wiederaneignung traditionellen landwirtschaftlichen Wissens entstanden sowie gemeinschaftliche Lernräume und generationenübergreifende Workshopformate. An der Entstehung dieser zweisprachigen (Spanisch und Yukatekisch Maya) Werkzeuge waren Menschen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Kenntnissen beteiligt: Ernährungswissenschaftler*innen, Kleinbäuer*innen, Imker*innen, Illustrator*innen, Dichter*innen, Biolog*innen, Archäolog*innen, Übersetzer*innen, Handwerker*innen, Radiomoderator*innen und Filmemacher*innen.
Diese Dialoge und Koproduktionen sind in ein wachsendes Netz von Partnerschaften eingewoben, welche das Programm von Spore in Berlin maßgeblich prägen.
Das Spore Haus in Berlin-Neukölln ist ein multifunktionales Gebäude, das von AFF Architekten entworfen wurde und ein Auditorium, Räume für Workshops und Ausstellungen, Gästezimmer, eine Bibliothek und ein Café beinhaltet. Hinter dem Gebäude pflanzen wir einen Lerngarten an. Neben Ausstellungen, Filmvorführungen, Lesungen, Vorträgen, Arbeitsgruppen und Diskussionen umfasst Spores Programm vor allem praktische Aktivitäten, wie gemeinsames Pflanzen und Ernten, saisonales Kochen, Bauen mit Lehm, Zeichnen, Erforschen, Zuhören und Spielen. Bei Spore sind alle herzlich willkommen aktiv mitzuwirken: Von Kindern zu Senior*innen, Bäuer*innen zu Künstler*innen, Pädagog*innen zu Geschichtenerzähler*innen, Wissenschaftler*innen zu Kulturschaffenden.
Alle Veranstaltungen von Spore sind kostenlos.
Berlin, August 2023
Eine Spore ist ein winziger, häufig ein- und manchmal mehrzelliger Fortpflanzungskörper, der zu vielen faszinierenden Dingen in der Lage ist. Unter widrigen Bedingungen kann eine Spore für lange Zeiträume im Ruhezustand verharren, um bei günstigeren Umständen zu keimen und sich zu verbreiten. Sie kann sich ohne sexuelle Verschmelzung vermehren und sich zu neuen Organismen entwickeln, die zur Vielfalt von Ökosystemen und ihrer Stabilität beitragen. Für das menschliche Auge unsichtbar, tragen die winzigen Sporen das Potenzial, sich zu unendlich vielen Lebensformen zu entwickeln.
Indigene Völker machen lediglich sechs Prozent der Weltbevölkerung aus, pflegen jedoch rund 80 Prozent der weltweiten Biodiversität. Sie kämpfen für Land- und Ernährungssouveränität, schützen Wälder, Böden und Wasser und bewahren alte Saatgutsorten, Wissen, spirituelle Praktiken und regenerative Lebensweisen. Spore arbeitet mit Gemeinschaften, Initiativen, Organisationen und Einzelpersonen zusammen, die auf vielfältige Weise selbstverwaltet und nach Grundsätzen der Gegenseitigkeit, der Solidarität und Heilung leben. Spore arbeitet an der Seite von Gemeinschaften und Menschen, die gegen den gewaltsamen ökologischen Raubbau kämpfen, der von transnationalen Wirtschaftsinteressen geleitet und mittels staatlicher Politik durchgesetzt wird. Spore arbeitet mit Gemeinschaften und Menschen zusammen, die auf diesem und vielen weiteren Wegen Kulturen fördern, die respektvoll mit der Natur und allem Leben auf diesem Planeten umgehen.
Spore ist eine kulturelle Initiative, die sich mit Praktiken, Ideen, spirituellen Dimensionen und Dynamiken der Zugehörigkeit auseinandersetzt, die unser Verhältnis zur Biosphäre, sowie zu allem Leben und aller Materie in ihr prägen. Spore ist überzeugt, dass Kreativität und Vorstellungskraft in alltäglichen Praktiken eine entscheidende Rolle für kulturelle Regeneration, Umweltgerechtigkeit und gesellschaftliche Transformation spielen. Spore fördert daher den Austausch zwischen verschiedenen Gemeinschaften und Organisationen und stärkt Verbindungen zwischen Menschen, die zwar weit voneinander entfernt sein mögen, die aber Werte und Erfahrungen teilen, die eng mit der jeweiligen Alltagskultur verwoben sind. Spore greift auf, was bereits von anderen initiiert wurde: All das, was kommen wird, hat bereits begonnen.
Spore ist ein Versuch denjenigen fortwährend zuzuhören, die sich in ihrem Alltag gemeinschaftlich um die Erde sorgen. Mit Demut und Respekt verfolgt Spore die generationenübergreifenden Erzählungen, Gespräche und den Austausch, der die Gemeinschaften und Partner*innen, mit denen wir arbeiten, zusammenhält und nährt. Aufmerksames Zuhören ist für Spore eine Handlung; eine Verpflichtung, den Visionen, Träumen und Lebenswegen der jeweiligen Gemeinschaften und Menschen zu folgen und sie gemeinsam zu weiterzuführen. Aufmerksames Zuhören heißt, offen zu bleiben für komplexe Verflechtungen und unvorhersehbare Wendungen kollektiver Lebensweisen.