Wen Kümmerts? Wer Machts?
Ein Abend der feministischen Ökonomie. Keynote und Podiumsdiskussion mit anschließendem Publikumsgespräch.15.00-21.00
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Für Jugendliche und Erwachsene
auf Deutsch/auf Englisch
Na, wer machts?
Wir vom wirtschaftsgerecht e.V. schwimmen beim Thema der Geschlechtergerechtigkeit in einer lauwarmen Berliner Blase, in der es scheint, als hätten alle ein gewisses Ausmaß des geschlechtsspezifischen Systemversagens begriffen: Die Bürden der Weiblichkeit, die Doppelbelastung jeder Frau, unabhängig davon ob sie Kinder hat. Es wird sich gekümmert: um Freundschaften, Eltern und Großeltern, sogar um den Ex-Freund der anstatt Therapie zu suchen deine Nummer wählt. Das ist Arbeit. Verdammt harte Arbeit,
unbezahlt noch dazu.
Wenn neben diesen Aufgaben, die wohlbemerkt den Grundpfeiler menschlichen Lebens ausmachen, auch noch Zeit für den Arbeitsmarkt bleibt, dann wird man dort, als wäre man noch nicht genug benachteilt, schlechter bezahlt. Man könnte gar nicht aufhören mit der Empörung.
Aber wen kümmerts?
Ein Schritt nach vorne, zwei zurück. So wirkt manchmal der Kampf für die Geschlechtergerechtigkeit. Es scheint, als wolle man überall auf der Welt die Zeit zurückdrehen. Gesellschaftlicher Fortschritt wird eingetauscht gegen vermeintliche Kraft für das Armdrücken der großen, aber doch ganz kleinen Männer. Geld für Militarisierung gibt es genug, Kitaplätze werden derweil zur Mangelware. Dann vielleicht doch Hausfrau, das Heer dankt! Die globale Ungerechtigkeit nimmt Ausmaße, die es zuletzt zur Hochzeit des westlichen Imperialismus gegeben hat, an.
Der Markt bindet einem die Hände und so wird überall dort ausgebeutet, wo sich ein Profit verspricht. Das trifft besonders Frauen. Also weg mit dem Männer- bzw. Schweinesystem! Vielleicht aber trügt der Schein des Rückschritts. Immerhin geht der Pay Gap, also die Einkommensungleichheit zwischen den Geschlechtern in Deutschland seit Jahren zurück. Auch der Anteil von Frauen mit Hochschulabschluss, sowie andere Indikatoren, die für eine größere Gleichheit sprechen, steigen.
Wird es also doch besser? Innersystemische Veränderungen haben viel bewirkt, mit Hilfe von gelegentlichem zivilem Ungehorsam am Beispiel der 68er Bewegung wurde auch über den parlamentarischen Weg die Lage der Frau maßgeblich verbessert. Möglicherweise fühlt es sich also nur nach Stillstand an, weil die Forderungen mit der feministischen Bewegung wachsen. Und auch wenn das jetzt nach Resignation klingt: Immerhin sind Frauen mittlerweile am Arbeitsmarkt, in den Universitäten oder im Parlament. „It´s getting better all the time“.
Dennoch sollte kein Kompromiss einen von den grundlegenden Zielen ablenken. Spätestens seit den roten Jahren des frühen zwanzigsten Jahrhunderts ist es doch eigentlich klar wie mutters Kloßbrühe: Die ökonomische Unabhängigkeit ist zentral für eine volkommenere Emanzipation. Eine, die über bloße Gleichberechtigung hinausgeht. Und auch abseits der wirtschaftlichen Aspekte führen wir absurd alte Kämpfe, so wurde in den zwanziger Jahren auch schon um die Abschaffung des §218 gestritten. Unsere Veranstaltung ist also gar nicht mal so progressiv, eher überfällig. Mit anderen Worten: Es ist kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungsproblem.
So soll es am 17.10. bei unserer ersten Veranstaltung neben den wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Erkentnissen auch insbesondere um diese Umsetzung gehen. Was muss gemacht werden – und natürlich: Wer machts?

