Choreografien der Auslöschung
Die feministischen Tanzgeschichten des Kathak ausgraben18.00-19.00
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For Youths and Adults
auf Englisch
Welches Wissen bleibt im Körper erhalten, nachdem es zum Schweigen gebracht wurde? Welche Gesten überleben die Gewalt der Auslöschung?
Choreografien der Auslöschung ist ein fortlaufendes künstlerisches Forschungsprojekt, das darauf abzielt, den zeitgenössischen Kathak zu dekolonisieren, zu ent-brahmanisieren und neu zu denken, indem es sein ausgelöschtes feministisches Erbe wieder ans Licht bringt und neu verkörpert. Das Projekt, konzipiert und begleitet von der interdisziplinären Künstlerin, Kathak- Tänzerin und Choreografin Ghazal Ramzani, entfaltet sich in einem kollaborativen Prozess mit den Berliner Kathak-Tänzer*innen Prajna Debnath, Devika Phansalkar, Pranamita Ray und Gabriela Langholf als Embodied Companions sowie mit Habiba Insaf als Research Collaborator und Critical Companion.
18:00 – 19:00 Uhr — Performance, Artist Talk & Q&A
19:00 – 20:30 Uhr — Essensverkauf & Spendenaktion für den Sudan
Die südasiatische Tanzform Kathak wurde einst von Tawaifs geprägt – Künstler*innen unterschiedlicher Glaubensrichtungen, vorwiegend Muslim*innen und Hindus, aus dem heutigen Pakistan und Nordindien. Vor den kolonialen und nationalistischen Reformen schufen die Darbietungen dieser äußerst unabhängigen Frauen – eine Mischung aus Musik, Poesie und Tanz – Räume kultureller Kraft und Freude, ja sogar Zonen des Widerstands, in denen patriarchalische und koloniale Ordnungen untergraben wurden und Freiheitskämpfer*innen Zuflucht fanden.
Da sie sowohl für das brahmanische Patriarchat als auch für die britische Herrschaft eine Bedrohung darstellten, wurde die Welt dieser Frauen zerstört: Ihre Kunst wurde kriminalisiert, ihre Geschichte umgeschrieben. Kathak wurde im Rahmen der aufkommenden nationalistischen Vorstellung von Indien als eine bereinigte, von Männern dominierte, hinduistisch-brahmanische Tradition neu definiert – wodurch genau die Körper ausgelöscht wurden, die sie einst geprägt hatten.
Choreografien der Auslöschung kehrt zu diesen zum Schweigen gebrachten Traditionen zurück, indem es den tanzenden Körper als lebendiges Archiv nutzt – als Aufbewahrungsort für Spuren unterdrückter Geschichten, marginaler Gesten und feministischen Widerstands. Es ist sowohl Performance als auch Ausgrabung, Erinnerungsarbeit und politische Kritik.
Indem wir das Vergessene wieder verkörpern, widersetzen wir uns den Narrativen von Reinheit und Dominanz, die diese Tanzform heute prägen. Dies ist kein nostalgischer Blick zurück – es ist ein Akt radikaler Präsenz, ein Tanz in Richtung anderer Zukünfte. Seien Sie dabei bei der ersten öffentlichen Präsentation mit einer Performance, einem Künstlergespräch und einer Fragerunde.
Dieses Projekt wird von der Kemmler Foundation [Kemmler Kemmler GmbH] unterstützt.