Bīja
Die Spinnräder der FreiheitÖffnungszeiten
donnerstags: 15:00-20:00
freitags: 15:00-20:00
samstags: 12:00-20:00
sonntags: 12:00-20:00
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Beiträge von: Navdanya, The People’s Archive of Rural India (PARI), Mayur Vayeda und Tushar Vayeda
Bīja - Die Spinnräder der Freiheit feiert das Samenkorn als grundlegende Einheit des Lebens, als Symbol der Fürsorge und als Aufbewahrungsort für das Wissen unzähliger Generationen. Die in der Ausstellung enthaltenen kulturellen Artefakte sind Teil der Zusammenarbeit mit Navdanya, einer agrarökologischen Initiative unter der Leitung der renommierten Umweltschützerin Dr. Vandana Shiva.
Navdanya setzt sich seit Jahrzehnten für die Anerkennung und Förderung der Sorgearbeit von Frauen als Hüter*innen der Erde und gegen die globalisierte Nutzung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen ein. Navdanya bedeutet “neun Samen” und steht für die neun Getreidesorten, die für die Ernährungssouveränität der Gemeinschaft von wesentlicher Bedeutung sind.
Tausende von Saatgutsorten sind in den letzten Jahrzehnten aus dem ländlichen Indien verschwunden, während immer mehr Bäuer*innen auf Saatgut angewiesen sind, das durch Gesetze zum Schutz geistigen Eigentums geschützt ist. In dieser Ausstellung werden in einem Videointerview die von Frauen geleiteten Initiativen von Navdanya vorgestellt, die mit Liedern, Geschichten und Gebeten jahrtausendealte bäuerliche Weisheiten zum Schutz des Saatguts und zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt wiederbeleben. Die Frauen erzählen Geschichten über die Beziehung der Menschen zum Saatgut, zur Natur und zueinander und betonen, dass diese Beziehung auf gegenseitiger Verbundenheit beruhen muss.
Zusätzlich zu den Videointerviews wird im Kabinett ein Lied ertönen, das uns vom People’s Archive of Rural India (PARI) zur Verfügung gestellt wurde. Diese von Frauen aus dem ländlichen Maharashtra gesungenen Andachtsgedichte sprechen von sehr persönlichen Themen innerhalb der Landwirtschaft, ländlichen Politik und Gesellschaft. Die Idee, diese Lieder aufzunehmen, entstand vor dem Hintergrund der Geringschätzung durch die Mainstream-Medien und der Tatsache, dass viele kulturelle Plattformen sich nicht mit der weiblichen Landbevölkerung auseinandersetzen. Die Bäuer*innen in Maharashtra stellen fast die Hälfte der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, besitzen aber weniger als zwei Prozent des landwirtschaftlichen Bodens.
Das Projekt PARI belebt nicht nur diese verlorenen Lieder wieder, sondern gibt auch einen aufschlussreichen Einblick in das Leben und die Arbeit der Bäuer*innen, indem es eine Reihe von Themen abdeckt, die von persönlichen Beziehungen innerhalb der Familie bis hin zu den Kastenverhältnissen in der Gemeinschaft reichen.
An den Wänden des Kabinetts ist ein Wandgemälde der Geschwister Mayur und Tushar Vayeda entstanden. Es stellt eine Geschichte der Indigenen Warli Adivasi über die Geburt des Samens dar, die in der typischen traditionellen Warli-Schrift wiedergegeben wird. In dieser Tradition gilt das Saatgut als die Grundlage aller Lebensformen und verkörpert Jahrtausende der Evolution und Tausende von Jahren der selektiven Züchtung sowie die Kultur des Bewahrens und Teilens von Saatgut. Das Wandgemälde ähnelt einer prähistorischen Höhlenmalerei, einer visuellen Darstellung der Urschöpfer der Welt. Als Mahadev und Ganga Gauri, die Schöpfer der Welt, beschlossen, die Erde zu formen, sammelten und schufen sie neue Samen des Lebens: Samen von Kreaturen, Pflanzen, Wasser und Erde. Die Künstler passen den ihnen überlieferten Malstil an, bleiben dabei aber tief mit seinen Ursprüngen verbunden, so dass ihre Konzepte weit darüber hinausgehen und universelle Anliegen zum Schutz des Saatguts ansprechen.
Der Titel der Ausstellung ist inspiriert von den Worten der Umweltschützerin, Ökofeministin und Gründerin von Navdanya Dr. Vandana Shiva. Sie erzählt uns, dass Gandhi, als er das Spinnrad in die Hand nahm, verstand, dass die Kolonisierung des indischen Subkontinents mit dem Zwangsanbau von Baumwolle und Indigo zusammenhing, wodurch die Kolonisierten keine Kontrolle über die Produktion ihrer eigenen Textilien hatten. Indem er sein eigenes Garn spann, vollführte er gleichzeitig eine Geste der Befreiung durch die Wiederaneignung dieser Technologie. Dr. Shiva fragte sich: "Was sind die Spinnräder von heute, was ist die Schlüsselindustrie, die einen neuen Bio-Imperialismus begründet durch die biotechnologische Kontrolle von patentierten gentechnisch veränderten Organismen? Das Saatgut, als erstes Glied der Nahrungskette, muss dieses sich wiederanzueignende Spinnrad sein, das eine Zukunft der Befreiung von Kontrolle, Verlust und Ausbeutung spinnt."