Wasserspiegel – Water Bodies
Eine Ausstellung im Wandel, ein öffentliches Programm mit Radiodokumentation und ein kulturelles Werkzeug.Öffnungszeiten
donnerstags: 15:00-20:00
freitags: 15:00-20:00
samstags: 12:00-20:00
sonntags: 12:00-20:00
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für Kinder und Erwachsene
mehrsprachig
Wasserversorgung, Tropfen für Tropfen, von Frau zu Muschel zu Mücke –– im riesigen Strudel des Wasserkreislaufs sprudeln alle Wesen zusammen und sind miteinander verbunden. Tropfen leben als Grünwasser in Pflanzen, landen Schluck für Schluck im Bauch der Erde, fließen in Rinnsalen über verdorrte Böden, finden mit Glück einen Kanal, der sie alle vereint, und lassen sich von der Sonne in die Wolken tragen, bis das Gewitter die Tropfen über Wäldern und Bergen wieder fallen lässt. Was wäre, wenn die Wassertropfen in den Wolken gefangen bleiben? Was tun, wenn unsere Trockenzeiten von Jahr zu Jahr länger werden? Oder sich alles Wasser auf einmal entlädt?
WASSERSPIEGEL - WATER BODIES
WASSERSPIEGEL — WATER BODIES ist ein mehrjähriger Prozess, der ein Bewusstsein über die Faktoren der Wasserkrise anregt, und die Akteur*innen und Praktiken ins Zentrum rückt, die sich ihnen widersetzen und deren Geschichten zu oft überhört werden. Die Besucher*innen der Ausstellung in der Spore Initiative konnten sich die mündlichen Überlieferungen in verschiedenen kurdischen Dialekten sowie auf Englisch und Deutsch in der Ausstellung sowie im Radio einlassen.
Spore bietet mit der Ausstellung, den öffentlichen Programmen, dem Radio und dem kulturellen Werkzeug gemeinsam gestaltete Ressourcen, um Verbindungen, Verständnis und Handeln unter allen Beteiligten zu stärken. Gemeinsam lauschen wir den Geschichten und reflektieren die Wirkmacht von Mythen oder von Frauen in ökologischen Bewegungen für die Sorge um das Wasser.
WATER BODIES
Water Bodies sind Flüsse, Seen, Pfützen und Meere voller Tropfen. Water Bodies sind aber auch Lebewesen, die sich mit ihren ökologischen Sorgepraktiken und in lokalen Widerständen für ein Miteinander als Lebensgemeinschaft einsetzen. Jeden Tag engagieren sich Menschen und Initiativen entlang der Spree, des Euphrat und des Tigris und vieler weiterer Ufer weltweit oft unter schwierigsten Bedingungen für den Erhalt der Kultur- und Flussräume für zukünftige Generationen.
Gemeinsam mit der kurdischen Sozial- und Kulturanthropologin Şermin Güven begannen Dialoge, die Tropfen für Tropfen einen Fluss aus Geschichten bilden, und zusammen mit ihrer ökologischen Forschungsarbeit über die verschiedenen Dimensionen der Wasserknappheit in das ethnographische, kollaborative Projekt Along the rivers of Kurdistan mündeten. Für die Workshops, Film- und Diskussionsveranstaltungen hat Şermin Güven weitere Flüsse gemeinsam mit den Menschen aus den Communities vor Ort wie Bişar İçli, Berivan Omer und dem Jineologi Komitee Rojava, und in der Diaspora mit Gruppen wie Ceni, Yekmal e.V. und der alevitischen Gemeinde im Flussbecken sichtbar/hörbar gemacht.


"In Mesopotamien, dem Land zwischen zwei Flüssen, ist das Wasser kostbar geworden. Einst war dies der Garten Eden, jetzt ist das Wasser verschwunden, die Erde verdorrt, entblößt und nackt unter der Sonne. Ziegen und Schafe fliehen über die Berge, vom Durst getrieben, und sterben auf dem Weg. Flüsse und Bäche sind zu Rinnsalen geworden, das Land liegt trocken. Es ist eine von Menschen verursachte Dürre. Eine Antwort auf diejenigen, die ohne Grenzen und jenseits der Vernunft gelebt haben.“ – Hani Mojtahedy

Mit Hani Mojtahedys Video und Sound Arbeiten, HJirok - Die Mutter von O und Die Erde, begann die Ausstellung zuerst einmal diese Krise spürbar zumachen. HJirok, Wassergeist und Hüterin der Naturgeheimnisse, besingt die selbst verschuldete Apokalypse und beschwört die Rückkehr zu einer ganzheitlichen - und vor allem feministischen - Sicht auf diese Region. Mit der Zeit gesellten sich weitere Wasserwesen wie das Shameran in einem Video von Bêrîvan Îbîn oder die Elbgeister des Symbiotic Lab dazu. Auch die Flüsse wurden mehr und setzten sich mit dem Netzwerk „Confluence of European Water Bodies“ und ihrem Diplomatenkoffer für ihre Rechte ein. Der rebellische Fluss Asi inspirierte Bilge Emine Arslan nicht nur einen Brief an ihn zu schreiben, sondern sie entwickelte ein neues Alphabet in Form von Fotografien, aber auch für die Besucher*innen in Form von Stempeln, um den Fluss sprechen zu lassen.


Wasserspiegel — Water Bodies
Neben den Wesen und Flüssen, sprechen insbesondere jene Menschen, die sich um das Wasser sorgen, die unermüdlich Regenwasser sammeln, Wasser anpflanzen, alte Saatgutsorten tauschen, Geschichten erzählen, singen und experimentieren. Sie sind es von denen die Sorgepraktiken und das überlieferte Wissen sowie die Kunst und Poesie kommen, die nun in das kulturelle Werkzeug ÇEM JIYANÊ NEXŞ DIKIN münden.
In gemeinsamer Autor*innenschaft entwickeln Spore mit Şermin Güven, Autor*innen, Illustrator*innen, Pädagog*innen und vielen mehr eine Publikation über Wasser(stress) im Flussbecken des Euphrat und Tigris. Das Werkzeug trägt zum Dialog bei, aktiviert Gemeinschaften und ermöglicht die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Perspektiven, Disziplinen und Regionen. Zusammen mit Anregungen für Aktivitäten fließt das Wissen, eine Publikation nach der anderen, Tropfen für Tropfen, in ihre Gemeinschaften zurück. Das kulturelle Werkzeug wird 2025 von Spore veröffentlicht und in kurdischen Regionen aktiviert werden.
Im Auftrag der Spore Initiative wurde diese Projekt von Lotta Schäfer in enger Zusammenarbeit mit Şermin Güven kuratiert.
Beiträge von: João Albertini, Mamdouh Alshash, Meleko Al Silo, Mehmet Gürü Avcu, Bilge Emine Arslan, Emel Aydin, Susan Azizi, Till Baumann, Resul Bafeyî, Şêrko Bêkes, Hesen Çalak, Songül Çelîk, Ceni e.V., Confluence of European Water Bodies, Frauenrat Dest Dan e.V., Irina Engelhardt, Dimastan Essa, Laili Donya Faizi, Şermin Güven, Ingrid Hora, Delchad Heji, Dîlber Hêma, Bêrîvan Îbîn, Bişar İçli, Wansa Ismael, Livia Jacobi, Lerzan Jandil, Ecological women’s village Jinwar, Rojava // Ökologisches Frauendorf Jinwar, Rojava, Elif Kaya, keziyên kesk – Ziwer Cheikho, Spree.Berlin Initiative – Jakob Kukula, Kurdisches Community Center Berlin, Stella Lee, Mikhail Lylov, Hani Mojtahedy, Alia Mossallam, Berivan Omar, Gulistan Öner, Outcha Collective, Kita Piya – Yekmal e.V., Ezra Regehr, Platforma Jin a Ekolojiyê û Beşa Jineolojî Zanîngeha Rojava, Quasi Objects, Bárbara Santos, Nura Shawkat,
Rawi Shawkat, Delil Souleiman, Städtepartnerschaft Friedrichshain-Kreuzberg – Dêrik e.V., Karolin Stein, Markus Stein – Cashmere Radio, Symbiotic Lab (Leoni Fischer & Jakob Kukula), Berivan Teper, Performers Water Bodies, Wassernetz Berlin – Christoph Wenzel, Abdulkerim Yaşar, Saliha Yaşar, Semiha Yıldız