Die Dokumentarfilme zeigen zum einen die katastrophalen Auswirkungen profitorientierter Eingriffe auf Ökosysteme, Klima und Wasser, zum anderen zeigen sie den Kampf gegen Umweltzerstörungen und mögliche Lösungen. Die Filme verdeutlichen dabei auch die Rolle des Dokumentarfilms als mögliches Instrument des ökologischen Aktivismus und als Medium, durch das wir Einsichten in unsere kollektive Kämpfe erhalten.  

 

Was die in den gezeigten Filmen dargestellten Menschen und Gemeinschaften eint, ist die Überzeugung, dass die Natur kein unerschöpflicher Vorrat an Ressourcen ist und das sie das Versprechen von grenzenlosem Wachstum und Wohlstand in Frage stellen.  

 

Die aushewählten Filme zeigen unterschiedliche Orte, Themen und bedienen sich verschiedener Subgenres des Dokumentarfilms. Wir zeigen einen beobachtenden Dokumentarfilm, der die Verteidigung von Land und Wasser gegen Wasserkraftwerke und Bergbau in Honduras und Guatemala zeigt; ein dokumentarisches Porträt, das die Energiekrise im Libanon und den kreativen Widerstand einer Gemeinde dagegen illustriert; ein Videoessay, der die Auswirkungen von Mega-Bauprojekten in Istanbul auf die Umwelt und die dort lebenden Menschen untersucht und entstehenden Allianzen zwischen Aktivisten und lokalen Gemeinden zeigt. Unser vierter Film ist ein manifestähnlicher Aufruf zum Handeln, der Musik und Poesie zu einer afrofuturistischen, aktivistischen Performance-Kunst verbindet. 

Wir zeigen:

 

 

Two Rivers

2023, Regie: Anaïs Taracena & Laura Bermúdez, 44 Minuten, Honduras/Guatemala

Sprache: Spanisch und Q'eqchi'

 

Betty Vásquez Rivera lebt in einer Gemeinde in Honduras, die von den Wirbelstürmen Eta und Iota heimgesucht wurde. Zusammen mit anderen Frauen organisieren sie sich, um Widerstand gegen die Bergbauprojekte in ihrem Gebiet zu leisten. María Caal, eine Verteidigerin des Landes der Maya Q'eqchi, ist Teil von "La Resistencia", ein Zusammenschluss von Familien, die sich gegen ein Wasserkraftwerk wehren, das die Flüsse in ihren Gemeinden zum Versiegen gebracht hat. Betty lebt in Honduras, María in Guatemala. Ohne sich zu kennen, eint sie eine Einsicht: die Notwendigkeit der Verteidigung der Flüsse in ihren Gebieten.

 

 

30 Days of Sun

2023, Regie: Jude Chehab, 12 Minuten, Libanon, Sprache: Arabisch

 

Ein altes Dorf im Libanon, das kaum Zugang zu Elektrizität hat, nutzt die Kraft der Sonnenenergie in einem Land, in dem es reichlich Sonnenlicht gibt. Aus der Sicht einer Opernsängerin, einer Schneiderin und eines Umweltaktivisten erleben wir, wie die Gemeindemitglieder diese Gelegenheit nutzen, um sich von privaten Stromerzeugern unabhängig zu machen und stattdessen neue und innovative Technologien zu installieren, die sowohl das tägliche Leben als auch den Planeten erhalten.

 

 

All the Forests of the World are Zones to Defend

2019, Regie: Julia Lazarus, 18 Minuten, Türkei/Deutschland, Sprache: Türkisch

 

Nördlich von Istanbul werden die ehemals abgelegenen Gebiete am Schwarzen Meer durch gigantische Infrastrukturprojekte umgestaltet. Neue Autobahnen durchschneiden die Wälder und trennen Weiden von Ackerland. Ländliche Dörfer werden in städtische Vororte verwandelt und alle landwirtschaftlichen Aktivitäten innerhalb von 5 Jahren verboten. Die Bewohner*innen werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Nach der Fertigstellung der dritten Brücke über den Bosporus und des neuen gigantischen Flughafendrehkreuzes soll nun der Bau des Istanbul-Kanals beginnen. Die türkische Aktivist*innengruppe Kuzey Ormanları Savunması organisiert den zivilen Widerstand gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen von Stadt- und Landbevölkerung gleichermaßen. In zahllosen lokalen Basisversammlungen sieht sich die Gruppe mit der Wut und Enttäuschung der Landbevölkerung konfrontiert und kämpft darum, gemeinsame Ziele in der Bevölkerung zu erreichen.

 

 

Terra Mater

2023, Regie: Kantarama Gahigiri, 10 Minuten, Ruanda/Schweiz, Sprache: Englisch / Suaheli

 

Technologie und Abfall, in unseren Ländern, unseren Systemen, unseren Knochen. Beim Durchwandern unserer Räume kann sie nicht anders als sich zu fragen: Wo ist der Raum für Heilung?

Terra Mater Still
Films du LeÌ opard

Şirin Fulya Erensoy ist Film- und Medienwissenschaftlerin und Kuratorin und lebt in Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Videoaktivismus, Frauen und Dokumentarfilm sowie Genrekino. Sie war als Dozentin für Film und Fernsehen an verschiedenen Institutionen in der Türkei tätig und absolvierte ihr Marie-Curie-Individual-Postdoc-Stipendium an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf (September 2021 - August 2023). Sie ergänzt ihre akademische Arbeit durch laufende Praktiken in den Bereichen Dokumentarfilmproduktion, Filmkuratierung und Journalismus.

 

Şirin hat zahlreiche Kunst- und Filmveranstaltungen in Zusammenarbeit mit Berliner Institutionen wie dem Maxim Gorki Theater und dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien kuratiert und war unter anderem an den Hive International Short Film Days und dem Sehsüchte International Student Film Festival beteiligt. Zu ihrem beruflichen Werdegang gehört auch ihre Rolle als Moderatorin des englischen Nachrichtenbulletins This Week in Turkey auf der alternativen digitalen Medienplattform Medyascope TV. Neben ihrer Tätigkeit in den Medien und in der Wissenschaft hat Şirin an internationalen Filmprojekten in verschiedenen Funktionen wie Schnitt, Produktion, Übersetzung und Recherche gearbeitet. Darüber hinaus hat sie bei ihren eigenen Kurzfilmen und Videos Regie geführt, von denen einige vom türkischen Ministerium für Kultur und Tourismus, der türkischen Stiftung für Kino und audiovisuelle Kultur und dem Goethe-Institut Istanbul gefördert wurden.

 

Martha Hincapié Charry

 

Die in Berlin lebende Choreografin, Tänzerin und Kuratorin Martha Hincapié Charry studierte Tanz in ihrem Heimatland Kolumbien und absolvierte anschließend ein Tanztheater- und Solotanzstudium an der Folkwang-Hochschule Essen unter der Leitung von Pina Bausch, bei der sie 2019 auch Stipendiatin war. Mit ihren Kreationen tourte sie bereits zu Festivals und Theatern in Europa, Asien, Nord-, Mittel- und Südamerika. Darüber hinaus ist Martha Hincapié Charry künstlerische Leiterin des Plataforma/SurReal Festivals. In ihrer kuratorischen Praxis reflektiert sie über Dekolonialisierungsprozesse und Formen des Überlebens, die Künstler*innen bei ihrer Migration nach Europa oder als Teil lokaler Utopien erfahren haben. Durch eine transdisziplinäre Reflexion des menschlichen Körpers eröffnet sie einen Dialograum zwischen den Kontinenten, in dem die Themen Klimawandel, (De-)Kolonialismus und die Beziehung zwischen Kunst, Mensch, Natur und der sichtbaren mit der unsichtbaren Welt eine Plattform finden.

 

Lisa Hoffman / Klasse Klima

 

Lisa Hoffman ist Teil des offenen, autonomen und transdisziplinären Kollektiv Klasse Klima, das die Klimakrise und ihre Gerechtigkeitsdimensionen in Bildung und gestalterischer Praxis vermittelt. Klasse Klima gestaltet Bildungspolitik und studentisch organisierte Seminare an Kunsthochschulen. Außerdem organisiert sie Workshops, Residenzen und Ausstellungen für Gestaltungspraktizierende und -interessierte. 2022 hat sich zu diesem Zweck der gemeinnützigen Träger-Verein arts design climate e.V. gegründet.
 2019 wurde das Kollektiv von Studierenden der Udk Berlin initiiert, um die Auseinandersetzung mit der Klimakrise in der Hochschule zu verankern. Der Name spielt auf die Struktur der UdK an.