Den Impuls für die Ausstellung gaben die Reflektionen der sieben Teilnehmer*innen des Curatorial Labs, die versuchten anhand somatischer und künstlerischer Praktiken unterschiedliche Zukunftsszenarien zu entwerfen. Empfindungen von Nähe, Mehrdeutigkeit und Sehnsucht, die nun in der Installation als Fragmente widerhallen, sprießen aus den zahlreichen Gesprächen, Bewegungen und Geräuschen hervor, die über die Dauer des Labs hinweg zusammengetragen wurden.  

 

In Kim Diana Vu’s interaktiver Soundinstallation Sustained Vacillation – Responsive System wird die körperliche Präsenz von Besucher*innen zum Angelpunkt einer sich ständig verändernden Klanglandschaft. Jeder Körper, jede Geste und jedes Innehalten werden hier zu Bausteinen einer unvorhersehbaren und unwiederholbaren Partitur. Die Wärme und die Nähe eines einzigen Körpers genügen, um den Raum mit sich überlagernden Klangkonstruktionen zu erfüllen. Ein Wechselspiel sanfter Harmonien und rauer Dissonanzen lässt erahnen, dass Gefühle von Zugehörigkeit und Unsicherheit manchmal gleich einem Mehrklang in ein und demselben Moment auftreten können.

 

Arin Ismails Arbeit Repeat transportiert dieses Klangerlebnis auf eine visuelle Ebene. Fragmentarische, gar verzerrte Bilder stoßen auf ruhige und kontemplative Aufnahmen des Wassers – ein visuelles Tauziehen zwischen Intimität und Überwältigung stellt Besucher*innen ihre eigene Ambivalenz gegenüber. Räumlich verteilte Projektionen spielen mit der Wahrnehmung von Nähe und Distanz und regen dazu an, sich nicht lediglich auf den ersten Eindruck zu verlassen.

 

Zwischen Tür und Zukunft versammelt geteilte wie auch höchst individuelle Geschichten von Migration und Vertreibung. Die Arbeit soll als Impuls dienen, um über essentielle Fragen von Zugehörigkeit in Deutschland nachzudenken – Fragen, die insbesondere das Leben jener prägen, die sich aufgrund von Rassismus- und/oder Antisemitismuserfahrungen immer wieder aufs Neue auf die Suche nach Sicherheit begeben müssen.  

 

Kuratorisches Konzept 

 

Das Projekt wurde von den Kurator*innen Diane Izabiliza und Saida-Mahalia Saad aus dem Wunsch heraus entwickelt, dem allgegenwärtigen Gefühl der Hilflosigkeit eine Praxis des Miteinanders entgegenzusetzen. Jenseits des herkömmlichen Ausstellungsrahmens schafft Zwischen Tür und Zukunft einen kollektiven Raum, in dem ästhetische Erfahrungen und gesellschaftspolitische Fragestellungen ineinandergreifen.  

 

Die Kurator*innen schreiben: „Diese Fragen sind für uns nicht abstrakt, sie beschäftigen uns in unserem eigenen Leben. Wir besitzen jedoch keine Antworten und möchten uns auch nicht vorschnell auf welche festlegen. Stattdessen hoffen wir, einen Augenblick zum Durchatmen zu schaffen. Wir laden euch ein, sowohl allein als auch gemeinsam innezuhalten, gemeinsame Wünsche zu erkennen und unerwartete Nähe zu spüren, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Ausgehend von euren eigenen Bedürfnissen könnt ihr entweder in Stille reflektieren oder euch bewegen und mit anderen austauschen. Vor allem bitten wir euch aber, diesen Moment der Reflexion als einen stillen Akt des Protests zu betrachten: als eine Möglichkeit, euch aus polarisierten Debatten herauszuziehen und euch den Fragen auf eure eigene Weise zu nähern.“ 

 

Ein Begleitprogramm aus Musik, Lesungen, Tanz und Diskussionen ergänzt die Installation und lädt die Besucher*innen dazu ein, zu verweilen und aktiv an Gesprächen teilzunehmen. Dies soll eine Geste der gemeinsamen Solidarität in Zeiten sein, in denen das Versprechen von Sicherheit immer zerbrechlicher zu werden scheint.