Für in Deutschland lebende Palästinenser*innen und Israelis sowie muslimische und jüdische Menschen hat die Staatsräson-Debatte allerdings schwerwiegende Auswirkungen. Wir wollen verstehen, wie ihr Leben, ihre Beziehungen untereinander und ihr Verhältnis zum Staat davon betroffen sind. Und wir wollen darüber sprechen, welche Rolle die Staatsräson in der deutschen Debatte über Antisemitismus, Rassismus und Migrationsfeindlichkeit spielt.

 


Was können Minderheiten und kritische Teile der Gesellschaft tun, um offene und sichere Diskursräume zu schaffen und inhaltlich zu füllen? Wie können sie sich gegen ungewollte Vereinnahmung wehren und verhindern, als vermeintlich homogene Gruppen gegeneinander ausgespielt zu werden? Wie können sie dazu beitragen, das Problem des zunehmenden Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland zu erkennen und gemeinsam zu bekämpfen?


Wir wollen an dem Abend einen ersten Schritt gehen - raus aus der Sackgasse, in der die Nahost-Debatte in Deutschland seit Monaten feststeckt, hinein in eine respektvolle und wertschätzende Diskussion, die verschiedene Meinungen und Wahrnehmungen aushält, während sie zugleich die Rechte aller in den Mittelpunkt stellt.

 


Diskussionsteilnehmer*innen:

Dr. Nahed Samour, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Radboud University, Nijmegen, hat Rechtswissenschaften und Islamwissenschaften an den Universitäten Bonn, Birzeit/Ramallah, London (SOAS), Berlin (HU), Harvard und Damaskus studiert. Sie war Promotionsstipendiatin am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main. Sie war Referendarin am Kammergericht Berlin, Postdoktorandin am Eric Castrén Institute of International Law and Human Rights, Universität Helsinki, Finnland, und Early Career Fellow am Lichtenberg-Kolleg, Göttinger Institut für Höhere Studien. Von 2014-2018 lehrte sie als Junior Faculty am Harvard Law School Institute for Global Law and Policy. Von 2019-2022 war sie Core Emerging Investigator am Integrativen Forschungsinstitut Recht & Gesellschaft der Humboldt-Universität zu Berlin.

 

Deborah Feldman ist eine deutsch-amerikanische Autorin, sie wurde 1986 in New York geboren und wuchs bei ihren Großeltern, Holocaust-Überlebenden aus Ungarn, in der chassidischen, streng religiösen Satmarer-Gemeinde in Williamsburg auf. Ihre Muttersprache ist Jiddisch. Sie studierte heimlich Literatur und brach schließlich aus der Gemeinde aus; später zog sie mit ihrem Sohn nach Berlin. Ihre autobiografische Erzählung »Unorthodox« wurde schlagartig zum New-York-Times-Bestseller, erreichte eine Millionenauflage und wurde in 30 Sprachen übersetzt, sowie in der internationalen Verfilmung mit einem Emmy ausgezeichnet.

 

Prof. Dr. Uffa Jensen ist Historiker und seit 2017 Professor für Antisemitismusforschung sowie stellvertretender Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Seine Forschungsschwerpunkten umfassen die Geschichte des Antisemitismus, der deutschen Juden, der Psychoanalyse, der Emotionsgeschichte und der historischen Bildforschung. Zu seinen neuesten Publikationen zählen: „Ein antisemitischer Doppelmord. Die vergessene Geschichte des Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik“ und „Zornpolitik“ (Berlin 2017).

 

Stephan Detjen ist Chefkorrespondent des Deutschlandradios. Er arbeitete beim Bayerischen Rundfunk sowie als rechtspolitischer Korrespondent des Deutschlandfunks in Karlsruhe. Seit 1999 war er Parlamentskorrespondent des Deutschlandfunks in Berlin. Seit 2012 leitet er als Chefkorrespondent der drei Deutschlandradio Programme das  Hauptstadtstudio des Senders in Berlin sowie das Studio Brüssel. Stephan Detjen hat Bücher und Aufsätze zu juristischen und zeitgeschichtlichen Themen veröffentlicht, zuletzt gemeinsam mit Max Steinbeis „Die Zauberlehrlinge. Der Streit um die Flüchtlingspolitik und der Mythos vom Rechtsbruch“.

 

Moderation

Die Politikwissenschaftlerin und Journalistin Kristin Helberg berichtete sieben Jahre lang von Damaskus aus über den Nahen und Mittleren Osten für deutsche, österreichische und Schweizer Hörfunkprogramme sowie verschiedene Print- und Onlinemedien. Heute arbeitet sie als Autorin, Nahostexpertin und Moderatorin in Berlin. Im Herder Verlag erschienen von ihr „Verzerrte Sichtweisen – Syrer bei uns. Von Ängsten, Missverständnissen und einem veränderten Land“ (2016) und „Der Syrien-Krieg. Lösung eines Weltkonflikts“ (2018). Als Stipendiatin der Stiftung Mercator untersuchte sie die syrische Diaspora in Deutschland. 

Deborah Feldman
Kristin Helberg (Image by Jan Kulke)
Nahed Samour
Uffa Jensen *image by TU-Presseabteilung